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Enjott Schneider (geb. 1950) ist hauptsächlich als Komponist von Filmmusik bekannt - allein für dieses Medium hat er etwa 500 Partituren geschaffen; zudem ist er seit 1996 Professor für Filmkomposition an der Münchner Musikhochschule, wo er zukünftige Filmkomponisten ausbildet. Das ist jedoch eine unzulässige Verengung, denn Schneiders Schaffen umfasst viele Gattungen; er schrieb allein mehrere abendfüllende Opern, Sinfonik, aber auch - und das will in die Schublade "Filmkomponist" erst einmal gar nicht hineinpassen - geistliche Musik vom Orgelstück bis zum Oratorium. Aber: Schneider hat - neben vielen anderen Instrumenten - auch Orgel gelernt und hatte sogar zeitweilig eine Organistenstelle inne, und auch seine Münchner Professur wurde erst von einer solchen für Musiktheorie und kirchenmusikalische Komposition in die heutige umgewandelt. ... Das Label Ambiente, in dessen Katalog ein deutlicher Schwerpunkt auf Orgelmusik auszumachen ist, begnügt sich nicht mit einem auszugsweisen Einblick in das geistliche Schaffen Enjott Schneiders, sondern geht mutig in Serie. Die vorliegende Platte ist bereits die vierte Folge; während in den beiden ersten ein gemischtes Programm aus Vokal- und Orgelmusik geboten wird, herrscht hier mit nur einem Instrument und einem Interpreten Einheitlichkeit. Und in wessen Hünden könnte die sechste Orgelsinfonie besser liegen als in denen des Widmungsträgers und Bestreiters der Uraufführung? Dass auch für die vorliegende Einspielung wieder die große Bruckner-Orgel zur Verfügung stand, darf ebenfalls als Glücksfall angesehen werden. Geiger, 1976 geboren und in gleichen Maßen Pianist wie Organist, begeistert die Presse sonst durch virtuose Darbietungen. Auch die technischen Anforderungen der hier gespielten Musik stellen keine Hindernisse dar; schön ist die eindrucksvolle Präsentation der Klangmöglichkeiten der Orgel, der Geiger die verschiedensten Klangfarben und -kombinationen entlockt. Auch die Stücke, die auf Zurschaustellung eines spieltechnischen Feuerwerks verzichten, gelingen Geiger eindringlich und in abgerundeter Art und Weise. In seiner Schlichtheit berührt das Choralvorspiel "Schmücke dich ..." mit sanft wiegenden Akkorden in den Oberstimmen und der Choralmelodie im Pedal; die ruhige und friedvolle Atmosphäre, die Geiger hier evoziert, dürfte stimmungsvoller kaum hinzubekommen sein. Der sehr natürlich und unverfälscht gehaltene Klang der 2009 entstandenen Aufnahme findet die richtige Balance zwischen Durchhörbarkeit und Raumgefühl; dass die tiefen Frequenzen zum Teil etwas zu sehr im Vordergrund stehen, kann auch mit der Beschaffenheit des Instruments zusammenhängen. Die gut lesbaren und informativen Booklet-Texte runden die für Orgelmusik-Freunde und Bruckner-Liebhaber unbedingt hörenswerte Produktion ab, die Teil einer interessanten Reihe und lobenswerten Initiative ist. (Christian Vitalis)


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